Biden gegen Trump: Wer gewinnt? Wissenswertes vor der grossen TV-Debatte (2024)

Erklärt

Heute Nacht um 3 Uhr treffen sich die zwei US-Präsidentschaftskandidaten zum Schlagabtausch. Die Bedingungen und die Regeln sind etwas anders. Spannend wird es allemal.

Isabelle Jacobi

27.06.2024, 11.53 Uhr 4 min

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Welche Regeln gelten bei der CNN-Debatte?

Ein Münzwurf bestimmte: Biden fängt an, Trump erhält das Schlusswort.
Die Mikrofone sind grundsätzlich abgestellt, ausser dasjenige des Kandidaten, dem Redezeit erteilt wurde.
Es gibt kein Live-Publikum, zum ersten Mal seit der Debatte zwischenJohn F. Kennedy und Richard Nixon im Jahr 1960.
Spickzettelsind auf dem Podium nicht erlaubt, lediglich ein Glas Wasser, ein Papierblock und ein Kugelschreiber.
Während denzwei Pausen ist ihnen der Kontakt mit Beratern untersagt.
Biden und Trump haben zwei Minuten Zeit für ihre Antworten, dann jeweils eine Minute für Replik und Gegenreplik. Ein rotes Licht zeigt jedem Kandidaten an, dass er noch fünf Sekunden Zeit hat.
Es ist unklar, ob das Mikrofon eines Kandidaten abgeschaltet wird, sollteer die Zeitlimite ignorieren.

Worauf schauen politische Beobachter?

Eine TV-Debatte ist mehr als eine Reality-Show, sie hat reale Folgen für eine Kandidatur, wie schon zahlreiche Sieger und Verlierer in der Geschichte der Präsidentschaftswahlen feststellen mussten. Und eine Live-Debatte erlaubt dem Publikum, die Kandidaten und die Dynamik zwischen ihnen genau zu beobachten.

Das Knock-out: Manchmal reicht ein einziger Satzaus, um einenGegner rhetorisch zu besiegen. Als Joe Biden vor vier Jahren an der Debatte in Cleveland sagte: «Will you shut up, man?», war das ein solcher Moment. Er behandelte dendamaligen Präsidenten Trumpwie ein unflätiges Kind, das sein Temperament nicht im Griffhat. Kann er diese erwachsene Überlegenheiterneut demonstrieren?
Die Fehltritte: Davon gibt es in der Geschichte der Fernsehdebatten viele. Ein falsches Wort, eine falsche Bewegung, wie George Bushs berühmter Blick auf die Armbanduhr, und schon schwinden die Hoffnungen auf einen Wahlsieg. Das Risiko zu straucheln dürfte mit dem Alter zunehmen. Besonders Bidens Stehvermögenist im Scheinwerferlicht, nach zahlreichen Videos, die jüngst seine Altersgebrechen zum Vorschein brachten. Aberauch die Kohärenz von Donald Trump steht unter Beobachtung– und sein Charakter. Lautdes Magazins Rolling Stoneheisst der Ratschlag eines Trump-Beraters offenbar: «Don't be a ragingasshole».
Wer greift wen an? Normalerweise sind die Rollen bei Präsidentschaftsdebatten klar verteilt: EinHerausforderer attackiert einen Bisherigen, der sich zur Wiederwahl stellt. Diesmal stehen aber zwei Bisherige im Ring. Dass ein Ex-Präsident einen Präsidenten herausfordert, das hat es in der Geschichte der USA noch nie gegeben. Für Joe Biden heisst das: Er kann sich nicht zurücklehnen, sondern muss auch tüchtig austeilen.
Wer kann Hoffnung machen? Im amerikanischenWahlkampf dominieren bis jetzt die apokalyptischen Töne. Donald Trump warnt vor dem baldigen wirtschaftlichen Untergang der USA unter einer Regierung des Demokraten, und Joe Biden prophezeit das Ende der Demokratie, sollte Trump gewählt werden. Doch am Ende wollen die Wählerinnen und Wähler hören, dass es für sie und ihre Kinder eine Zukunft gibt.Barack Obama gewann 2008eine spektakuläre Wahl mit der Botschaft: «Yes, we can!» Und Ronald Reagan versprach 1984: «It’s morning in America again.»Wer bringt es 2024 fertig, Hoffnung zu schaffen?

Wie kam das neue Format zustande?

Die beiden Kandidaten haben sich im Mai auf die Debattentermine und das Format geeinigt. Auf Druck der Biden-Kampagne werden die Debatten dieses Jahr nicht wie seit 1988 üblich von der Commission on Presidential Debates organisiert, sondern von den Fernsehanstalten CNN und ABC.

Joe Bidens Kampagnenleiterin Jen O’Malley Dillon kritisierte Mitte Mai in einem Brief die Ausrichtung der Debatten vor vier Jahren und nannte sie ein «Riesenspektakel», das der Unterhaltung gedient habe statt der Meinungsbildung. Zudem habe die zuständige Kommission zu wenig auf die Durchsetzung der vereinbarten Regeln geachtet. Joe Biden und Donald Trump einigten sich Ende Juni auf die Termine und die Bedingungen.

Warum findet die Debatte so früh wie noch nie statt?

Die erste Debatte im Präsidentschaftswahlkampf 2024 findet so früh im Wahljahr statt wie noch nie, noch vor der offiziellen Nominierung der Kandidaten durch ihre Parteien. Ein wichtiger Grund sind die brieflichen Abstimmungen, die in einigen Gliedstaaten bereits Mitte September beginnen. Es ist im Interesse beider Kandidaten, dass sie sich schon im Sommer der Wählerschaft präsentieren können.

Warum nehmen keine Drittkandidaten teil?

Die Debatten-Regeln von CNN setzten eine Hürde von 15 Prozent in vier nationalen Wählerumfragen für die Zulassung von Kandidaten zur Debatte sowie einen Listenplatz in genügend Gliedstaaten, um theoretisch die Wahl zu gewinnen. Das verhindert, dass unabhängige Kandidaten wie Robert F.Kennedy Junior teilnehmen können. Dieser reichte gegen die Regelung Beschwerde ein; die Kampagnen hätten sich zusammen mit CNN gegen ihn verschworen.

Wie geht es nach der ersten Debatte weiter?

Ein weiteres Duell zwischen Biden und Trump findet am 10.September auf dem Fernsehsender ABC statt und wird von den Moderatoren David Muir und Linsey Davis moderiert. Das traditionelle Oktober-Duell ist abgesagt. Donald Trump will am 2.Oktober bei einer Debatte auf Fox News teilnehmen; Biden verzichtet auf eine Teilnahme.